Konstruktion 

Da ornamentales Bewerten im Sinne einer funktionalen Analyse seine Erkenntnis erst durch den Vergleich des Gegebenen mit alternativen Möglichkeiten konstruiert, ist es notwendig, den rein destruktiven Bewertungsfragen sogenannte Bewertungsaussagen nachfolgen zu lassen, die in der Website immer mit einem Ausrufezeichen angekündigt werden. (Hiermit sind alle Besucher der Website aufgefordert, selbst Bewertungsaussagen zu formulieren und sie mir zuzüglich ihrer Position in der Website per e-mail zukommen zu lassen. Ich werde sie entsprechend in die Website einbinden). Bewertungsaussagen sind also aus einer Bewertungsfrage entwickelte Alternativen zu dem gegebenen Entwurf. Da sie sich nur auf eine Bewertungsfrage beziehen, können sie nur eine punktuelle und noch ungeprüfte Gültigkeit in Anspruch nehmen; sie entsprechen daher eher Arbeitshypothesen in Form von Skizzen, Gedankensplittern, Assoziationen, Zitaten o.ä.. Während der Bewertende mit der Bewertungsfrage den Blick auf die Kontingenz der Entwurfsentscheidung und damit auf ihren "unmarked space" lenkte, setzt er mit der Bewertungsaussage eine Entwurfsentscheidung in diesem unmarked space und teilt ihn dadurch in einen marked und einen unmarked space. Diese Bewertungsaussagen stellen die Ausgangspunkte für eine neue Entwurfsaufgabe, Entwurfsstrategie oder Entwurfsdarstellung bereit, die zu einem neuen Entwurf führen, der dann wiederum einer ornamentalen Bewertung unterzogen werden kann.

Rezeption und Produktion 

In der Zusammenschau zeigt sich ornamentales Bewerten als eine Sequenz von Re-Konstruktion, Destruktion und Konstruktion, wobei das Wechselspiel von destruktiver Bewertungsfrage und konstruktiver Bewertungsaussage deutlich den dekonstruktiven Charakter einer solchen Bewertungsstrategie zeigt. Mit jeder Bewertungsaussage wird der rein rezeptive Akt der Bewertung überschritten und eine neue Entwurfsentscheidung produziert. Damit gerät aber auch das Verhältnis von Rezeption und Produktion ins Oszillieren. Produktion ist immer auch Rezeption und Rezeption immer schon Produktion. Ornamentales Bewerten ist in diesem Sinne sowohl eine Bewertungsstrategie (Rezeptionsstrategie) als auch eine Entwurfsstrategie (Produktionsstrategie).

Angewendet auf den eigenen Entwurf kann ornamentales Bewerten als Verknüpfung von Rezeptionsstrategie und Produktionsstrategie die Grundlage für eine Steuerung des Entwurfsprozesses bilden. Die permanente entwurfsprozessorientierte Selbstbeobachtung in der Rezeption der eigenen Entwurfsentscheidungen führt einerseits zu einer immer tieferen Durchdringung aller einzelnen Entwurfsprozesskomponenten, andererseits stellt sich durch das geschärfte Kontingenzbewusstsein immer stärker die Frage nach der Funktion der Architektur, denn die konnte ja nicht mehr entwurfsimmanent beantwortet werden. 

In den Entwürfen zur wurde versucht, ornamentales Bewerten anschaulich durchzuführen und die Verknüpfungen und Zirkularitäten von Bewertungsfragen und Bewertungsaussagen, von Destruktion und Konstruktion, von Rezeption und Produktion und von Fremdbeobachtung und Selbstbeobachtung sinnlich wahrnehmbar zu machen.

 

Übersicht Ornamentales Bewerten

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